Samenspende und OP
Freitag: Diagnose
Sonntag: Fußballspielen mit Freunden. Resultat: Bruch der linken Großzehe. Übrigens: 2003 war der heißeste Sommer des Jahrzehnts. Gips bis zum Knie und dann noch Chemo parallel. War super … Wenn’s schlimm kommt, dann richtig.
Montag: Samenspende für den Fall der Unfruchtbarkeit. Hätte es im Nachinein nicht gebraucht, aber sicher ist sicher.
Dienstag: Aufnahme im Klinikum Offenbach und OP. OP verlief unkompliziert und ich war einen Hoden los. Der Hoden wird über einen Schnitt in der Leiste entfernt.
Die Tage nach der OP
Die Narbe: In den ersten Tagen tut es beim Aufstehen und Lachen ordentlich weh, aber unterm Strich geht das auch besser, als man denkt. Nach kurzer Zeit verblasst die Narbe merklich. Heute muss ich aktiv suchen, um sie überhaupt noch zu sehen.
Narbenschmerzen: Ein Mal im halben Jahr merkt man es bei Wetterumschwüngen, ansonsten absolut unauffällig.
Blutwerte, Biopsie und CTs: Meine Ergebnisse waren ok, aber nicht glorreich. Will sagen: Umeine Chemo würde ich nicht drum herum kommen. Grundsätzlich sind 1-4 Zyklen möglich, bei mir wurde diskutiert, ob es 2 oder 3 werden sollen.
Am Ende wurden es 3. Naja, man gönnt sich ja sonst nichts.
Die Chemo
Meine Denkweise war die: Ich werde für die komplette Behandlung inkl. Chemo etwa 3-5 Monate brauchen. Es wird eine beschissene Zeit, und diese Zeit wird mir das Leben retten. Für jeden Tag, den es mir schlecht geht, wird es mir nach dieser Zeit sehr viel mehr Tage besser gehen. Und so ging ich diese Zeit an.
Erster PEB-Zyklus:Ich hatte tierisch schiss vor dem ZVK. Wie formulierte es mein Arzt damals: „Sie haben Venen wie ein Mädchen.“ Dementsprechend spaßig war das Legen des ZVK. Aber ich hatte einen Vorteil: Ich hab dem Krankenhausteam vertraut. Ich habe jeden Tag die Dinge gefragt, die ich nicht verstand; gefragt, was als nächstes passieren wird und gefragt, was nicht passieren darf. Und so hat es auch mit dem ZVK geklappt: Augen zu und durch. Die Nebenwirkungen im ersten Zyklus: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Mattigkeit. Achja, noch vor der Chemo bekam ich eine Venenentzündung durch eine allergischeReaktion auf das CT-Kontrastmittel. Ich konnte meinen Arm kaum noch biegen und hatte über längere Zeit Besuch von einer Krankenpflegerin. Die Übungen waren zuerst schmerzhaft, am Ende aber eine gute Ablenkung. Wie immer: Alles positiv sehen.
Haarausfall: Nach dem ersten Zyklus fielen die Haare aus. Ich zog an einem Büschel Haare und hatte es fast komplett in der Hand. Da habe ich die Haare beim Friseur komplett schneiden lassen. Seltsames Gefühl, sich so im Spiegel zu sehen. Aber denkt immer daran: Das gehört zur Behandlung. Genauso, wie die Haarwurzeln sterben, sterben auch dieTumorzellen!
Zweiter PEB-Zyklus: Die Symptome wurden etwas intensiver, Hunger hatte ich kaum, Appetit eigentlich gar nicht. Mein Tipp hinsichtlich Übelkeit: Esst nur, worauf ihr richtig Lust habt. Ich habe mir jeden Abend McDonalds, Döner oder ein Schnitzel mitbringen lassen. Davon aß ich so viel ich konnte. Tagsüber bestenfalls Salzstangen. Dafür hatte ich meine Übelkeit sehr gut unter Kontrolle und habe mich fast nie übergeben müssen. Ärgerlicher waren da die Schüttelfrost- und Fieberschübe, während es draußen 30 Grad und mehr waren. Die meiste Zeit verbrachte ich mit dementsprechend mit schlafen…
6 Antworten auf „9 Jahre später: Bericht eines ehemaligen Hodenkrebs – Patienten“
Großartig geschrieben, danke Dir dafür!
Mit freundlichen Grüßen
Marco Anders
Essen
Ich hab im November 2016 mit 21 Jahren die Diagnose Hodenkrebs bekommen; hatte dann OP und Chemo. Hoffentlich kann ich in gut 8 Jahren auch so positiv zurückblicken wie du!
Jonathan
Hallo Freunde, schöner Bericht bei mir hatten sie im August 2017 einen Hodentumor im linken Hoden festgestellt.
Schnelle OP danach zwei Zyklen Chemo.
Alles gut verlaufen.
Seitdem ist nun fast 1 Jahr vergangen ich bin ein sehr positiver Mensch , lache sehr viel und treibe auch sehr viel Sport.
Erst letzte Woche bin ich mit 4 MTB lern den Rennsteig über 220 km abgefahren.
War eine tolle Erfahrung und ich hatte das Gefühl ich war nie krank .
Ich kann meinen Sport ohne jede Einschränkung ausüben und viele sagen du siehst aus wie 40 ich bin aber 49 .
Ich kann euch nur sagen Kopf hoch nach jedem Unwetter kommt auch wieder ein Sonnentag .
Hallo, bei mir ist es ein paar Jahre länger her, 1996. habe als gut überstanden. War damals eine erste Versuchsreihe in der Universität.
Haben sich noch rangetastet an die Menge. ( mehr ist immer gut )
Habe es aber auch ueberlebt.
War halt eine Erfahrung im leben.
Danke den Ärzten LG Wolfgang
Hallo meine erste Konfrontation begann 1995 mit Hodentumor rechts der dann auch schnell weggenommen wurde und bekam anschließend Bestrahlung auf Rücken und Bauch.
März 2017 kam ich wieder und der linke Hoden wurde dann auch entfernt für mich brach die Welt zusammen ob meine Freundin zu mir hält da sie 19 Jahre jünger ist als ich.
August 2017 stellte man bei mir nach einer Darmspiegelung fest,das ich drei Polypen hatte und einen Darmtumor,wieder Operation.Durch den CT haben die Ärzte festgestellt das der Tumor in der Leber
gestreut war.Februar 2018 sechs Monate Chemo und dann ist mir der Darm oberhalb der Blase gerissen ich dachte da jetzt ist es aus ich werde sterben und wieder wanderte ich ins Krankenhaus und große Op mit anschließenden künstlichen Darmausgang womit ich mich nicht anfreunden konnte und ich schon mit den Gedanken gespielt hatte wie ich mein Leben beenden konnte denn ich war fix und fertig.
September 2018 wurde mir der künstliche Darm zurückverlegt und ich bekam eine wesendliche bessere Lebensqualität zurück wo mein Selbstbewußtsein wieder zurück kam.
Durch die sechs monate Chemo die ich bekam sind die Metastasen vollständig verschwunden gewesen.Mai 2019 hatte ich einen Narbenbruch von meiner Narbe wegen den künstlichen Darmausgang und dann wurde vorsorgehalber wieder ein CT gemacht und da haben die Ärzte festgestellt das ich Wucherungen in der Lunge und Leber habe,die durch eine Lungenbiobsie abgeklärt werden muß und die Diagnose war das es Metastasen vom Darmkrebs waren.Jetzt bekomme ich wieder ab August 2019 die Chemo wieder weil die Lunge und Leber zu voll ist um zu operieren.
Ehrlich gesagt ich weis nicht wie es weiter gehen soll und das mit jetzt 50 Jahren :((
Hallo, ich hoffe sehr das du auch heute noch Rezidiv frei und so lebensfroh bist, wie beim verfassen dieses Textes. Ich möchte mich dafür bedanken, denn das macht mir Mut! Auch ich beginne in einigen Tagen meine Chemo und mache mir irgendwie ganz schön ins Hemd. 1x Zyklus PEB adjuvant soll es werden, nach einem 4,2×2,5cm großen Tumor mit Veneninvasion. Auch wenn es komisch klingen mag, aber es ist und bleibt Fluch und Segen zugleich, letztendlich bin ich irgendwie dankbar dafür, dass es „nur“ Hodenkrebs ist. Allerdings frage ich mich, wieso du 3x Zyklen bekommen hast, Metastasen? Ich versuche jedenfalls auch positiv an die ganze Sache ranzugehen, nach dem Motto was einen nicht umbringt, macht einen stärker. Gelingt mir mal besser mal schlechter. Jedoch wünsche ich jedem der sich in der selben Situation befindet und das liest, alles Gute, viel Mut und ihr schafft das! Übrigens verliert euren Humor nicht in dieser schwierigen Zeit, in diesem Sinne. LG der Eineiige.