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Wie sag ich’s meinen Freunden und Verwandten

Wenn es Dich interessiert

Jetzt zum Ende des Jahres 2022 wollten zwei ehemalige Mitschüler aus meiner gymnasialen Schulzeit und ich zusammen essen gehen, hatten aber seit längerer Zeit nichts mehr voneinander gehört, bis einer uns anschrieb:

»… Ansonsten wollte ich wissen, ob’s euch gut geht, und euch ’ne gute Zeit für den Rest des Dezembers mit all seinen magischen Tagen wünschen – trotz vielerlei Scheiß um uns herum…  Mir geht’s „soweit ganz gut“ und ich schlage mal vor, dass wir uns im nächsten Jahr zu ’nem ernährungsphysiologisch vertretbaren Essen treffen. Ob das geht? …«

Meine Antwort an beide:


Ich würde mich freuen, wenn solch ein Treffen im nächsten Jahr klappt!

Mir geht es an sich in diesen magischen Tagen auch ganz gut, zumal ich in den letzten Monaten ganz bewusst kräftig, aber noch nicht genug (BMI noch leicht im Übergewicht) abgenommen habe und täglich meine 10 bis 12 km mit unserem Hund „wandere“.

Aber dann kam vor knapp 14 Tagen etwas von dem vielerlei Scheiß auf mich zu, so dass ich meine ganze Jahresend-Planung total umgestalten musste.

Obwohl seit fast 10 Jahren in Pension nehme ich am 20.12.22 erstmal meinen Winter-, Weihnachts- und Jahresurlaub in einem zusammen:

Dann ist erst einmal Schlafen angesagt, ausgiebiges Schlafen!

Für längere Zeit werde ich ein Zimmer im Krankenhaus beziehen.

Am 21.12.22 beginnt dann direkt nach einem hoffentlich unaufgeregten Nachtschlaf schon in den Morgenstunden – natürlich nüchtern – ein langer, mit legalen Drogen herbeigeführter, 8-bis-10-stündiger Tagschlaf im OP:

Wenn dieser Rausch erfolgreich überstanden ist, geht es dann alsbald auf der Intensivstation wieder in den hoffentlich erholsamen Nachtschlaf … und wenn ich dort am 22.12.22, kurz vor Heilig Abend aufwache …

… dann schauen wir mal weiter …
… dann hänge ich an vielen Schläuchen, einer Magensonde, einem Blasenkatheter, zwei Schmerzkathetern im Hals und Rücken, und noch einigen Schläuchen im Bauch …

Sicherlich wird nicht alles so problem- und schmerzfrei vonstatten gehen, doch es wird … , denke ich.

Dann habe ich den ersten und größten Teil der Reise schon mal hinter mich gebracht und es darf weihnachten …

Seit meiner ersten Erfahrung mit dieser heimtückischen Krankheit vor mehr als 16 Jahren im April 2006 wusste und weiß ich, dass Krebs eine Perversion eigener Körperzellen ist. Einmal ausgebrochen muss man damit rechnen, dass er immer wieder zuschlagen kann.

Ich war also diesmal vorbereitet.

Andererseits war mein Immunsystem zumindest schon damals aufmerksam und stark genug, mich vor weiterer Streuung zu warnen. Mehr noch: Es verhalf mir zu langjähriger Heilung. Trotz der damaligen nur 5%-Überlebensprognose innerhalb von 6 bis maximal 12 Monaten aufgrund von Metastasen dieses aggressiven Merkelzellkrebs konnte ich noch 16 lange und schöne Jahre mit meiner neuen und großen Liebe einigermaßen beschwerdefrei leben!

Dafür bin ich sehr dankbar, möchte keinen Tag missen, habe jeden Tag genossen …

So ein Glück hat man nicht zweimal, habe ich mir all die Jahre gesagt.

Heute dagegen sage ich:

Warum eigentlich nicht zweimal?!

Denn ein anderer Krebs hat bei mir nun an anderer Stelle in voller Wucht zugeschlagen.

Zwar liegen die Prognosen auch bei Gallen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs bei nur 5 % (allerdings auf 5 Jahre bezogen), aber wiederum hat mein Immunsystem rechtzeitig vor dem Streuen Warnsignale ausgesandt, so dass ich hoffen darf, dass nach erfolgreicher mehrstündiger Radikaloperation der Tumor mit all seinen an den Organen heftenden Krebszellen vorerst beseitigt wird.

Entnommen werden die Gallenblase, die Milz, Teile des Pankreas, der Leber, das untere Drittel des Magens und circs 30 cm Dünndarm. Alle Verbindungen der Organe zueinander werden danach neu fabriziert: Eine sehr diffizile und aufwändige Operation.

Und wenn ich dann aber wiederum 16 Jahre lang ohne Krebs einigermaßen beschwerdefrei leben darf und kann, bin ich mir sicher, dass ich auch mit 88 Jahren alle weiteren Angriffe auf meinen Körper abwehre, zumindest nicht an Krebs sterbe (wie meine Eltern, die trotz Krebs aber nicht an Krebs mit 96 und 98 Jahren gestorben sind).

Schon damals bei meiner ersten Krebsbegegnung im Jahre 2006 habe ich dankbar auf 56 Lebensjahre und davon 4 glückliche Jahre mit meiner damaligen Lebensgefährtin und heutigen Ehefrau zurückgeschaut und mir gesagt: Mein Leben hat sich schon bis heute gelohnt! – Das hat mich ja auch beflügelt und mir Mut gemacht, sie 3 Wochen nach meinem Krebsbefund zu heiraten.

Heute schaue ich dagegen auf mehr als 72 Jahre, davon die letzten 16 (und diesmal sogar glücklich verheirateten) Jahre noch dankbarer zurück.

Ihr seht, bis heute bin ich schon reichlich beschenkt worden. – Mein Weihnachtsgeschenk habe ich also schon erhalten!

Und alle Jahre wieder kann und wird ein Weihnachtsmärchen wahr werden, wenn ich im nächsten Jahr nach 14 bis 18 Tagen heil aus meinem Krankenhausurlaub zurückkomme und mir noch einmal 16 oder diesmal noch mehr glückliche Jahre in Aussicht gestellt werden:

Man (Ihr und ich) muss nur dran glauben!

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Weihnachten, Euch und mir einen guten und lebendigen Übergang ins neue Jahr und weiterhin eine gute Zeit, die mir – und denkt mal drüber nach: Vielleicht auch Euch – bis heute ja schon vergönnt war!

Dann treffe ich mich gerne mit Euch vor oder nach meiner Anschlussheilbehandlung im Januar bzw. Februar.

Im anderen Falle gilt:

Weine nicht,
weil es vorbei ist,
sondern lache,
weil es so schön war.

Mark Twain

… zumindest für die Überlebenden!

Und glaubt mir, selbst für den Nicht-Überlebenden gibt es Hoffnung, eine Sehnsucht erfüllt zu bekommen: den Zauber und die Magie der ewigen Ruhe, des ewigen Friedens und vor allem des ewigen Schlafs.

Aber soweit ist es ja noch nicht. Noch bin ich da und habe vor, meine Winterreise über Weihnachten und den Jahreswechsel nicht nur hoffnungsvoll anzutreten, sondern auch aus der Narkose aufzuwachen und alles gut zu überstehen.

In diesem Sinne,

genießt und glaubt an den Winter-, Weihnachts- und Jahreswechselzauber … der, wie Ihr jetzt seht, in jedem Fall eintritt!

Gruß, Stephan

And now, the end is near
and so I face the final curtain.
My friend, I’ll say it clear,
I’ll state my case, of which I’m certain.

I’ve lived a life that’s full,
I’ve traveled each and every highway
and more, much more than this:
I DID IT MY WAY

Frank Sinatra

Aber über allem stehen und gelten meine beiden an meine Frau gerichteten Strophen: Die zweite 2002, kurz nach unserem Kennenlernen. Die erste wurde nach Kenntnis meines ersten Krebsbefalls 2006 vorangestellt, denn der Krebs sollte und kann unsere schöne Beziehung nicht zerstören:

Sieh und akzeptiere die Welt
in ihren unterschiedlichsten Farben,
bereichere sie mit der ganzen Schönheit
Deiner einzigartigen Seele, Gefühle und Gedanken.

Lass die Sonne in Dir scheinen,
sieh die Welt in den Farben Deiner Träume,
erhelle sie mit dem Licht Deiner positiven Gedanken
und gib ihr die Wärme Deines Herzens.

Stephan Wolters

Der Vollständigkeit halber sei angefügt (Stand: 14.08.2023):

Bei der Operation am 21.12.22 wurde mir aufgrund des äußerst schlechten Befundes meiner Bauchspeicheldrüse diese ganz entfernt, so dass ich ab diesem Zeitpunkt zu dem etwas seltenen Diabetiker Typ 3c gehöre … und aus dem angekündigten 1 Tag auf der Intensivstation wurden 3, weil man gefährliche Entzündungsherde in der operierten Bauchgegend anfangs nicht unter Kontrolle bekam.

Die Intensivstation ist natürlich alles andere als erholsam und vor lauter Lärm der ganzen Apparaturen an einen erholsamen Schlaf kaum zu denken. So war ich heil froh, endlich in ein normales Krankenhausbett wechseln zu dürfen, um schlafen zu können!

Nach 20 Tagen durfte ich das Krankenhaus endlich verlassen … schlanker (und bis heute im BMI-Normalbereich), aber plötzlich um mindestens 10 Jahre gealtert, gefühlt um mehr als 20 Jahre! – Und das ist bis heute so geblieben … hat sich eher noch verstärkt!

Aber ich lebe!

Wie schon 2006 habe ich auch diesmal nach eingehender Überlegung und Recherche für mich entschieden, eine mir dringendst angeratene Chemotherapie abzulehnen.

Ende Januar 2023 ging es für erstmal 3, dann verlängert auf 6 Wochen in die Anschlussheilbehandlung nach Bad Driburg. Dort bin ich am 3. Tag wohl wegen völliger Dehydrierung nachts beim Toilettengang ohnmächtig zusammengebrochen und musste, auch wegen des Blutverlustes und zur Überprüfung von evtl. Knochenbrüchen und des Zustandes des operierten Bauchraumes für 3 Tage ins dortige Krankenhaus. Aber alles war im grünen Bereich …

Nach zweieinhalb Wochen war ich den Umständen entsprechend schon ganz schön fit: Tagesleistung in Etappen zusammen 12 km Wanderung! – Dann ereilte mich Corona mit fürchterlichen Gliederschmerzen und -zuckungen, weshalb ich die Klinik in Bad Driburg verlassen musste.

4 Wochen später habe ich meine Anschlussheilbehandlung wieder aufgenommen, aber meine Fitness von vor Corona bis heute nicht mehr erreicht. – Vielleicht hatte ich meinem Körper nach solch einer schweren Operation aber auch zu früh zu viel zugemutet?!

Wegen anhaltender Übelkeit und ständigen Brechreizes seit meiner Operation Ende Dezember 2022 wurde im Mai 2023 stationär eine Magenspiegelung und ein CT erstellt, aber die Ursache nicht gefunden.

Einen Monat später musste ich wiederum das Krankenhaus für 3 Tage aufsuchen, da ich nüchtern morgens Blut erbrach. Auch hier konnte die eigentliche Ursache nicht gefunden werden.


… wie geht es mir derzeit, 8 Monaten nach Krebsbefund und Operation?!

Im Gegensatz zu 2006 ist juristisch und familiär fast alles geregelt, alle meine zu mir stehenden engsten Familienmitglieder sind versorgt. – Das ist beruhigend!

Allerdings hängen meine Psyche und mein Geist nicht mehr so sehr am Leben, dessen Qualität seit der letzten Totaloperation ganz erheblich eingeschränkt ist.

Außerdem möchte ich keinem zur Last fallen, am wenigsten mir selber: Körperliche Anstrengungen und Arbeiten sind leider auf ein Minimum beschränkt. Essen und Trinken fällt mir immer noch (teilweise sehr) schwer wie vieles andere auch. – Durch die schwere Operation und insbesondere der 2 Monate später erfolgten Erkrankung an Corona fühle ich mich schlapper und matter als jemals zuvor und das jetzt über Monate! – Dafür schlafe ich viel, habe aber auch das Gefühl, dass mein Körper immer noch gehörig Schlaf und Ruhe zur Regeneration nach solch einer Totaloperation, Ohnmacht, Sturz, körperlicher Überforderung und Corona benötigt.

Absoluter Frieden, immer währender Schlaf und ewige Ruhe sind aber derzeit erstrebenswerter geworden:

Wenn die Kraft zu Ende geht, ist Erlösung Gnade!

Nicht zu vergessen sind die Angehörigen (und hier besonders meine Ehefrau!), die, ob sie wollen oder nicht, letztendlich mitleiden und leiden müssen für die Folgen meiner Operation …

Dagegen spricht aber mein unbändig um seinen Lebenserhalt kämpfender Körper: Eine ausgesprochen erstaunliche, bisher niemals aufgebende Kämpfernatur!

Zugleich gibt es erste Anzeichen marginaler Verbesserung körperlichen Wohlbefindens.

Die Zeit wird’s zeigen und richten, wer die Oberhand behält:

Körper oder Geist …

Wen es interessiert, wird demnächst hier an dieser Stelle weitere Zustandsberichte von mir finden, und wenn nicht, ja dann … schlafe ich in der von mir angenommenen ewigen Ruhe bzw im immerwährenden Frieden …

Meinen Beitrag »Brief an einen Freund« aus dem Jahre 2006 nach meinem ersten Krebsbefund (Metastasen des Merkelzellkarzinoms) findet man hier im Forum mit diesem Link: Brief an einen Freund

Von Stephan Wolters

Seine Briefe, Notizen und Tagebucheintragungen
sind mittlerweile beim BoD-Verlag erschienen:

Gras in den Dünen - Band 1 - Tagebuch eines Überlebenden
im Angesicht des Todes
BoD-Verlag, ISBN: 978-3-8391-2573-1

Gras in den Dünen - Band 2 - Briefe und Notizen eines Überlebenden
im Angesicht des Todes
BoD-Verlag, ISBN: 978-3-8391-2328-7

2 Antworten auf „Wie sag ich’s meinen Freunden und Verwandten“

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Zustandsbericht vom 1. November 2023

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Leider hat sich mein Zustand erheblich verschlechtert …

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Während meines gerade zurückliegenden vierwöchigen Krankenhausaufenthaltes im Oktober 2023, nach all den Eingriffen – jetzt zieren 7 Narben meinen Bauch! – und erst einmal hoffnungslosen, aber berechtigten Vermutungen eines baldigen Lebensendes war ich teilweise gar nicht mehr in der Lage, zu telefonieren oder Emails zu schreiben. Das einzige Medium war gelegentlich mein Handy mit Whatsapp … und die Hand meiner Frau zu halten (… das sagt schon alles!).

Aber der Reihe nach:

Mir fiel Mitte September 2023 auf, dass ich erheblich zunahm, ohne jedoch mehr gegessen zu haben. Mein Bauch wurde immer dicker, ich immer schwerer. Was wuchs da in meinem Bauch?

Meine Physiotherapeutin stellte Wasser im Bauch, nicht aber an anderen Stellen fest und riet mir, sofort einen Arzt aufzusuchen und sie danach gleich anzurufen. Der mich untersuchende Hausarzt zeigte mir mittels Ultraschall erhebliche Mengen Bauchwasser und überwies mich mit Verdacht auf Azsites ins Krankenhaus (05.10.23).

Dort Bauch- und Blutuntersuchungen, die mehr Krebsmarker im Blut ergaben als vor meiner Total-Krebs-OP Ende Dezember 2022! – Das konnte mit meiner Vorgeschichte nur heißen: Alles voll Metastasen (siehe auch Google!)! Nach Aussagen der Oberärztin bezüglich der schlimmsten Annahme: Nur noch wenige Wochen!

Nur der mich im Dezember operiert habende chirurgische Chefarzt wollte das nicht glauben. Die Krebsmarker im Blut hießen gar nichts, er wolle sich den Bauch selbst anschauen. Dann Eingriff in den Bauch, bzw. Untersuchung aller Organe und auch der Bauchwand. Befund: Kein Krebs, aber völlig vernarbte Leber bzw. Leberzirrhose im Anfangsstadium (in Verbindung mit Azsites: Stadium zwischen A und B). – Leberzirrhose, obwohl ich nur gelegentlich und in den letzten 20 Jahren nur selten Alkohol getrunken habe?! – Leider gibt es aber auch noch viele andere Gründe, die zu einer Zirrhose führen können: Fettleber, starke Medikamente …

8 bis 10 Litter Bauchwasser wurden (circa 1½ bis 2 Litter am Tag) über eine Drainage abgelassen. Danach immer am Tropf zur Eiweiß- und Mineralienzufuhr. Hing sowieso täglich an mehreren Tropfen.

Durch den Bauchnabel (fast zugeheilte Wunde) floß nach ein paar Tagen jedoch Bauchwasser in Massen aus! – Seitdem lag ich nur noch auf dem Rücken. Manchmal mußte das Bett dreimal am Tag neu bezogen werden. Heute Gott sei Dank zugeheilt.

Magen- (Pilz im Schlund) und Darmspiegelung folgten. Der Darm voller Polypen!

Alles sehr kräftezehrend, zumal meine große Krebs-OP Ende Dezember 2022, Corona Ende Februar und zwei Magenspiegelungen Mitte Mai und Ende Juni 2023 noch kräftemäßig gar nicht überstanden waren. –

Hatte nie Appetit, konnte nur wenig essen und trinken. In den 4 letzten Wochen Krankenhausaufenthalt habe ich circa 13 kg ohne Bauchwasser, seit letztem Jahr über 40 kg abgenommen, davon anfangs nur 17 kg bewußt durch Sport.

Heute bin ich schlapp, matt und kraftlos, habe keine Muskelmasse mehr, stark eingefallene und ausgemergelte Gesichtszüge bzw Körper, eine stark veränderte Stimme und Körperhaltung und große Probleme mit meinem Kreislauf: Den gilt es erstmal zu stabilisieren! – Alles geht erheblich langsamer: Jede Bewegung, jedes Wort, aber mein mittlerweile sehr begrenzter Appetit kehrt Gott sei Dank langsam zurück! – Dann schlage ich aber auch zu, soweit man das Bisschen, was ich dann mehr esse, überhaupt als Zuschlagen bezeichnen kann. – Muß viel Eiweiß essen! – Esse fast jeden Tag eine selbst ausgekochte Hühner- oder Rindfleischbrühe mit frischer Einlage bzw. frischem Gemüse, die ich mir immer selbst zubereite. Die bekomme ich runter, schmeckt mir und liefert Flüssigkeit dazu. – Komischerweise vertrage ich Sushi und Muscheln sehr gut, aber auf Dauer natürlich zu teuer und einseitig. – Ab Nachmittag esse ich i.d.R. nichts mehr, um Nachts ohne Magen- oder Darmprobleme schlafen zu können. – Schlafe übrigens viel und das tut mir sehr gut bzw. wirkt ausgesprochen (gefühlt!) heilend.

Ich habe viel geweint und mich für und unter meiner Hilflosig- und Erbärmlichkeit geschämt bzw. gelitten: Innerhalb von wenigen Tagen noch einmal um 10 Jahre (nach 10 Jahre Alterungsprozess schon bei der großen Dezember-OP 2022) zu altern und als kranker und teilweise gebrochener Mann entlassen zu werden:

Das möchte man seinen Angehörigen an sich nicht zumuten!

Es gab Tage, an denen konnte und wollte ich nicht mehr, da half nur: Vor sich hindösen, sich dem Schicksal ergeben. – Dennoch mußte ich immer meinen Körper bewundern, wie er kämpfte, obwohl meine Psyche und Geist schon weggetreten waren: Und die Liebe zu und von meiner Frau! In dieser Zeit hat meine Frau selbst wohl mehr mitgemacht, als mir anfangs bewußt war! – Gott sei Dank funktionierte sie, setzte nie aus, kämpfte um mich … Das ist das Positive der ganzen Leidensgeschichte:

Festzustellen, wie sehr und tiefgründig man für einander fühlt. Das erlebt man in solchen Momenten besonders stark … und es gibt Kraft:

Liebe als pure Energie!

Hier meine letzte Whatsapp-Mitteilung vom Tage nach meiner Krankenhausentlassung (31.10.2023), die ich so über meinen Zustand verfasst bzw. meinen Liebsten zugeschickt hatte:

– – –

Gestern früh bin ich mit Tränen in den Augen zuhause angekommen:

Alles wie immer sehr licht und ordentlich und blitzblank (wer meine Frau kennt, weiß Bescheid):

Ein schönes Zuhause!

Meinen ersten Tag habe ich wider Erwarten gut überstanden, mich mehr bewegt als in den 4 Wochen im Krankenhaus!

Aber auch gestern Mittag meine Sehnsucht nach Sushi und Austern und Tempura wahr gemacht:

Die leckersten Austern, das leckerste Tempura, was ich jemals gegessen habe! – Köstlich! – Und Sushi ebenfalls! (Preis allerdings auch! – Aber dieses Essen war sein Geld wert! – Es gab Tage im Krankenhaus, da hat mich im Delirium nur der Gedanke an Austern, Tempura und Sushi hochgehalten!). –

Und solange oder wieder der Appetit und die Sehnsucht nach gutem Essen aufkommt, ist der erste Schritt ins wiedergewonnene lebenswerte Leben getan … nur muß ich zügig wieder zu Kräften kommen, denn das war sicherlich nicht der letzte Krankenhausaufenthalt.

Jetzt gilt es, aus dem Häufchen Elend (wie schnell man innerhalb von nur wenigen Wochen so abbauen kann?!!!) wieder einen Menschen zu machen, der Freude am Leben hat …

Einen schönen 1. November bzw Feiertag wünsche ich Euch mit ein paar Zeilen aus meinem Büchlein:

.

Nebel

Tiefe Nebel ziehen heute durchs Tal …

Ich wünsche Euch,

dass Ihr trotz Nebel
immer auch die Sonne spürt,
durch deren Strahlenkraft
sich bald die Nebel lichten,
dahinter blauer Himmel lacht.

🙋‍♂️

Gruß, Stephan

… … …

Das Jahr 2023 möchte ich mit diesem Bericht über meinen Krankheitsverlauf abschießen.

Wenn ich auf den Zeitraum vom 20.12 2022 bis 20.12 2023 zurückschaue, ergibt sich statistisch:

… war ich in 103 Nächten wegen meines Krankheitsverlaufes im Krankenhaus oder in einer Anschlussheilbehandlung.

… habe 5, teils sehr schwere Operationen hinter mir.

… wurde 3 mal eine Magenspiegelung und 1 mal eine Darmspiegelung in sehr geschwächtem körperlichen Zustand durchgeführt.

… lag ich 9 mal in Vollnarkose.

… habe über 40 kg Körpergewicht verloren, mindestens die Hälfte meiner Haare und bin um mindestens 10 Jahre gealtert.

… wurden mir einige Organe entnommen: Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Milz und Teile der Leber, ⅓ Magen, 40 cm Dünndarm.

… habe ich die Krankheiten Krebs, Corona, Azsites und Leberzirrhose (letztere beiden noch akut und unter ständiger Kontrolle und Behandlung!) und zu allem Übel noch zum Schluss einen Leistenbruch (Anfang Dezember 2023) mit sich später entwickelndem schweren Hämatom (2 Notoperationen Mitte Dezember 2023) durchlaufen müssen.

… nicht zu vergessen zwei Ohnmachtsstürze, wovon der letzte mit kräftigen Schmerzen geprellter Rippen noch über Wochen auskuriert werden muss.

In dieser Statistik fehlen:

… die vielen Stunden, oft ganze Vor- und Nachmittage, die ich (und meine mich fahrende Ehefrau, da ich selber zur Zeit oder für immer nicht in der Lage bin, selber Auto zu fahren) für ambulante Behandlungen und Vorsorgeuntersuchungen in Wartezimmern und/oder Behandlungsräumen verbracht habe.

… die vielen endlosen Stunden, die ich mich vor Erschöpfung und/oder schwerem Unwohlsein tagsüber hinlegen musste.

… die vielen Tränen, die flossen und fließen, weil es doch oft an Kraft und Zuversicht fehlte und fehlt und nicht so einfach ist, über Nacht zu akzeptieren: Jetzt bist du innerhalb kürzester Zeit als vorher gestandener Mann richtig alt, krank, schwach und sehr gebrechlich geworden.

… und gerade deshalb danke ich meinem stets kämpfenden Körper (selbst wenn der Geist schon manchmal aufgegeben hat!), allen meinen sich um mich kümmernden Freunden und Bekannten, meinen engsten Familienangehörigen, meinen mich liebenden Kindern und Kindeskindern, meinen Brüdern und besonders meiner Ehefrau für ihre Hingebung und alle Zuwendung, ihre Unterstützung und Nachfrage und Nachsorge, so dass ich das Jahr 2023 doch letztendlich als Lebender wider aller Erwartung abschließen und mit vorsichtiger Zuversicht ins neue Jahr 2024 schauen und gehen kann … um (vielleicht?!) doch noch ein erträgliches Leben für eine Zeit leben zu können und zu dürfen!

… … …

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